Wie tickt Deutschland?

Ein kurzweiliger Club-Abend mit Bestsellerautor Stephan Grünewald

Zwischen Auftritten im WDR und der ARD fand Bestsellerautor Stephan Grünewald am 18. März 2019 Zeit, um den Mitgliedern und Gästen des Marketing-Clubs Ruhr in den Räumlichkeiten der GENO BANK ESSEN sein neues Buch vorzustellen: „Wie tickt Deutschland? Psychologie einer aufgewühlten Gesellschaft“ heißt das neue Werk des Diplom-Psychologen, das es in seiner ersten Woche direkt unter die Top 20 der aktuellen Spiegel-Beststeller schaffte.

Die Kernfrage des Buches: Warum ist in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland so viel Unzufriedenheit? Um den Antworten darauf näher zu kommen, wertete Grünewald mehr als 5.000 qualitative Interviews und Gruppendiskussionen aus, die in seinem Institut für tiefenpsychologische Markt- und Medienforschung in Köln durchgeführt wurden.

 „Wir haben in Deutschland ein Wertschätzungsproblem.“


Die Deutschen litten unter einem generellen Verlust von Wertschätzung, erklärte Grünewald seinem Essener Publikum. Ein immer größer werdender moralischer Anspruch sorge für eine zunehmende Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten. Der Wegfall der Zinsen, die stetige Verteuerung von Wohnraum sowie die Angst, bei der Arbeit durch eine Maschine ersetzt zu werden, würden diesen Wertschätzungsverlust weiter verstärken.

Zwischen digitaler Allmacht und analoger Ohnmacht


„Ist Ihnen in den vergangenen Jahren auch ein zusätzlicher Körperteil gewachsen?“ fragte Grünewald. Gemeint war natürlich das Smartphone, das aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken ist. In einer Welt, in der Teilen nicht mehr Dividieren, sondern Multiplizieren bedeutet und Menschen dazu neigen, einem Algorithmus mehr Vertrauen zu schenken als ihrem eigenen Biorhythmus, werde deutlich, wie sehr die Digitalisierung die Wahrnehmung unserer Welt verändere. „Mit dem Digitalen sind große Verheißungen verbunden, ein Gefühl der Allmacht und Allwissenheit“, so Grünewald. „Im Alltag geht diese Rechnung aber nicht auf. Aus der digitalen Allmacht wird analoge Ohnmacht. Das Ergebnis ist Unzufriedenheit.“

Zündstoff im Geschlechterkampf

Auch die veränderten Rollen von Mann und Frau in der Gesellschaft würden zunehmend für Unzufriedenheit sorgen, sagte Grünewald: „Während Männer immer mehr von herrischer Durchsetzung zu braver Folgsamkeit tendieren und dabei ihren inneren Kompass zu verlieren scheinen, stellen Frauen immer größere Ansprüche an sich selbst und geraten so Stück für Stück an den Rand der totalen Erschöpfung.“

Das Rezept für die Zukunft

Als mögliches Rezept für eine zufriedenere Zukunft nannte Grünewald eine Mischung aus Streitkultur, Gelassenheit und gesundem Realismus. „Wir müssen wieder lernen, eine eigene Position zu beziehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Konstruktiver Streit hat ganz viel Potenzial, denn wer streitet, hat auch den anderen im Blick.“ So ein Perspektivwechsel sei unabdingbar für gute, neue Ideen, so Grünewald. Auch im Marketing: „Setzen Sie auf klare Sinnbilder, auf Glaubwürdigkeit und nehmen Sie Ihre Zielgruppe ernst. Sorgen Sie für Orientierung in unserer sich wandelnden Welt. Die Digitalisierung kann viel für uns tun, aber sie ist kein Allheilmittel.“

(Text: Maria Leipold - Text. PR. Lektorat.)

(Bild: Marketing Club Ruhr e.V.)